Chronik

Der Friedhof in Rottendorf und der Totenbrauch

Der Friedhof in Rottendorf dürfte in das 5-6 Jh. n. Chr. zurückreichen. Um den Zutritt von Tieren abzuwehren, scheint es im frühen Mittelalter üblich gewesen zu sein, Friedhof und Kirche mit einer Mauer zu umgeben. Bei einer Bestattung im Jahre 1984 fand man in Rottendorf von der jetzigen Friedhofsmauer links des Treppenaufganges etwas zurückversetzt eine weitere Mauer, die in diese Zeit. zurückführen könnte.


Durch den Einfall dar Hussiten in den Jahren 1420 und 1433 auch in den Raum Nabburg und Schwarzenfeld dürfte Rottendorf auch in Mitleidenschaft gezogen worden sein.
Nach überlieferten Erzählungen soll Rottendorf von den Hussiten dem Erdboden gleich gemacht und nur wenige Menschen überlebt haben.
Aus diesen Erfahrungen baute man die Mauern der Friedhöfe und die Kirchen als Wehrfriedhöfe aus um Schutz vor feindlichen Plünderungen aus mehreren Gründen zu finden.
Zum einen galt bei den Germanen aber auch bei den Griechen und Römern der Opfer-, Tempel- u. Kirchenbezirk als Asylstätte; an diesem Ort durfte man nicht angegriffen, gefangengenommen, verwundet oder getötet werden, selbst wenn man ein Verbrechen begangen hatte. Außerdem durften Weiler und Dörfer nicht mit einer Mauer umgeben werden, dies war den Märkten und Stauten vorbehalten.
Beim Friedhofsaufgang vom Dorf her, hat die Friedhofsmauer heute noch einen schützenden Charakter.

Aus Visitationen von Friedhöfen des 18. Jh. gewinnt man den Eindruck, dass es etwas wie Familiengräber nicht gegeben hat. Die Verstorbenen beerdigte man eben dort, wo eben noch ein Platz war. Lediglich ein Holzkreuzmarkierte die Grabstelle.
Stieß man bei jenen Bestattungen auf Gebeine oder Schädel von älteren Gräbern, so holte man sie aus der Erde und brachte sie in eigene Räumlichkeiten.
In Rottendorf ist das jetzige Kriegerdenkmal als ehemaliger Karner oder Beinheus noch in recht gutem Zustand erhalten.
Im Untergeschoss des Karners erkennt man noch beim Zugang, bevor man zum Hauptraum kommt, rechts und links eine zugemauerte Öffnung. Ebenso unter der Treppe des jetzigen Friedhofs-aufganges vom Pfarrhof her. Dahinter dürften die Aufbewahrungsräume der geborgenen sterblichen Überreste aus den Grabstellen liegen. Den Ursprung nahmen die Karner offenbar im 10-12 Jh. in Frankreich, sodass sich schließlich bei den meisten Kirchen ein solches Beinheus befand. Ihr Vorbild dürfte die Konstantinische Grabkirche in Jerusalem sein.
Im 16. Jh. verbot man die Aufbewahrung der Gebeine in Karnern und befahl. eine Bestattung im Friedhof oder eine Zumauerung der Räume.
Dieser Brauch der Gebeinelagerung lebte im 11. Jh. teilweise für kurze Zeit wieder auf.

Der Friedhof in Rottendorf war bis zu seiner 1. Erweiterung in seiner Fläche nicht allzu groß. Bedenkt man, dass bis zum Jahre 1902 selbst die Verstorbenen aus Etsdorf hier beerdigt wurden.
Als letzte brachte man die Gütlerstochter Margarete Schießlbauer Haus Nr. 8 1/2 am 01.12.1902 nach Rottendorf zur Bestattung. Man nennt nicht ohne Grund den Waldweg nach Etsdorf über das Magdalenental auch den Totenweg.
Der Karner wurde im Jahre 1958 einer neuen Zweckbestimmung zugeführt und zwar als Gedenkstätte der Gefallenen des 1. und 2. Weltkrieges. Durch den Abbruch der landwirtschaftlichen Gebäude im Jahre 1961 erstellten die Gläubigen der Pfarrgemeinde in Eigenleistung eine Erweiterung des Friedhofs in westlicher Richtung der Kirche. Sie reichte für weitere Grabstellen aus und trug so zur Auflockerung durch Verlegen von Gräbern aus dem bestehenden Friedhof bei.

1963 erbaute die politsche Gemeinde Rottendorf ein Leichenhaus mit erforderlicher Raumgestaltung. Bis zu diesem Zeitpunkt blieben die Körper der Toten bis zur Beerdigung im Sterbehaus im Sarg aufgebahrt. Dabei war es üblich, dass Nachbarn und Freunde in dem Sterbehaus zur Leichenwache zusammenkamen. Meist fand sich von jedem Hause der Ortschaft 1 Person nach Einbruch der Dunkelheit ein. Nach Anwesenheit von einigen Personen begann man mit Gebeten, Rosenkränzen und Totenlitaneien für die Seele des Verstorbenen. Anschließend vertrieb man sich die Zeit mit Stricken und Erzählen von Geschichten.
Die Männer brachten des öfteren die Stunden mit Schafkopfspielen hinter sich.
Gegen 24.00-1.00 Uhr gingen die meisten nach Hause. Lediglich ein paar blieben bis Tagesanbruch im Sterbehaus. Zur Verpflegung reichte man Brot, Gebäck und Bier, so dass es auch vorkam, dass einige aus der Gesellschaft nicht mehr ganz ernst und standfest, sich mit einem vergelt's Gott für die Armen Seelen verabschiedeten.

Nach Errichtung des Leichenhauses hörte dieser Brauch auf zu bestehen und es trat an dessen Stelle ein abendlicher Rosenkranz in der Kirche. Bis in diese Zeit war es auch üblich, dass ein sogenannter "Leichtsocher" (Leichenbitter) die Nachricht vom Tod eines Menschen in jedes Haus in einer gewissen Umgebung überbrachte und dabei Uhrzeit und Tag des Ablebens, sowie Tag, Uhrzeit und Ort der Beerdigung bekannt gab. Dafür bekam er zum Denk ein Ei oder ein Stück Brot.
In der Mundart nennen noch manche etwas ältere Leute den Friedhof "Freythof".

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